Ich weiß auch nicht, ob das so wichtig ist. Aber es belästigt mich heute extrem. Das Thema Alter. Nein, das alleine wär’s nicht. Das Thema Krankheit ist es. Gesundheit, die gibt’s anscheinend überhaupt nicht mehr. Und dann ist da das Bedürfnis, sich mal wieder zu treffen, bissl quatschen und so. Naiverweise gehe ich immer noch davon aus, dass man sich bei solchen Treffen austauschen könnte. Gedanken, Ideen, Erlebnisse. Interesse am anderen zeigen. Geht aber nicht mehr so einfach. Apropos Gedanken: die sind meistens grau. Wie das, was man auf dem Kopf trägt, mehr oder weniger schütter. Schlimmstenfalls pechschwarz gefärbt, oft blond (weil man das nachwachsende Grau nicht so leicht entdeckt). Was die Ideenvielfalt angeht … tote Hose! Da geht nix mehr. So oder so. Ein Mensch ohne Ideen! Dann doch wenigsten von Erlebnissen berichten. Obwohl, alte Erlebnisse, Erinnerungen haben alle. Und sulen sich stundenlang darin. Egal wie schön oder hässlich sie sind. Neuere Erlebnisse sind fast ausnahmslos grau, wenn nicht schwarz. Aber man trifft sich schon noch, spontan oder geplant(!). Erste Fragestellung: „Wie geht es dir denn?“ Der Fragende kreuselt besorgt die Männerstirn. Fragt eine Sie nach dem Befinden, ziehen sich die Augenbrauen schon mal Mitleid andeutend zusammen (sofern das diverse Botox-Spritzen überhaupt zulassen). „Ach komm, hör auf“ und der Kopf dreht sich leicht zur Seite. „Mir ham sie….“ (die Ärzte sind gemeint). Dann weiß man schon: ….dies oder jenes rausgenommen oder eingepflanzt. Wenn es ganz schlimm kommt bei solchen Treffen, werden Ärmel oder Hosenbeine hochgekrempelt und Narben, Löcher, Geschwulste hergezeigt. Will man das sehen? Viele haben auch alle Befunde auf dem Handy gespeichert, samt Röntgenaufnahmen. „Da schau!“ Dann werden Informationen ausgetauscht. „Der … Dings, Herrgott wie heißt er denn .. ist gestorben. Krebs. Hat lange leiden müssen. Ob das alles nötig war? Die Chemo, so viel Medikamente? Und alles umsonst? Die Soundso ist übrigens ins Pflegeheim gekommen. Alles sehr teuer. Die Kinder jammern arg, wegen der Kosten“.
Wir trinken unseren Espresso aus, schauen uns an und entscheiden übereinstimmend, dass wir noch Dringendes zu erledigen haben. Wirklich! Unsere Pläne weiter entwickeln. Egal, ob wir es schaffen, sie verwirklicht zu sehen, oder nicht. Auch wir könnten täglich erneut von Schmerzen und Leid berichten. Wir versuchen aber, es nicht zu tun. Würde unsere Aufbruchstimmung erheblich belästigen.
In unserem Alter
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